Was ist Schieren?
Wachteleier schieren bezeichnet das Durchleuchten von Eiern mit einer starken Lichtquelle.
Dazu stellst du das Ei in einem abgedunkelten Raum auf eine sehr helle Lampe. Dadurch kannst du durch die Eischale hindurch die Strukturen im Inneren erkennen: den Dotter, die Luftblase und sogar die Entwicklung eines Kükens.

Gerade beim Ausbrüten von Wachteleiern lohnt es sich die Eier zu Schieren. So kannst du unbefruchtete oder abgestorbene Wachteleier frühzeitig aus der Brutmaschine nehmen, bevor sie den restlichen Eiern schaden.
Richtige Ausrüstung zum Schieren
Zum Schieren von Hühnereiern reicht oft eine handelsübliche Taschenlampe aus, da die weiße Schale leicht durchscheinend ist. Viele Hühnerhalter nutzen sogar die Taschenlampe ihres Smartphones.
Wachteleier hingegen haben eine dickere Schale mit dunklen Sprenkeln, was das Durchleuchten erschwert. Daher empfehlen wir eine spezielle, besonders helle Schierlampe.
Unsere Empfehlung
Unser Tipp
Selbst mit einer sehr hellen Schierlampe kann es schwierig sein, ins Innere der Wachteleier zu blicken. Dunkle den Raum komplett ab, um mehr erkennen zu können.
Wann und wie Wachteleier schieren?
Beim Ausbrüten von Wachteleiern gibt es bestimmte Zeitpunkte, an denen das Schieren einen wertvollen Dienst leisten kann.
Schieren vor der Brut
Ziel: Vor dem Ausbrüten hilft die das Schieren, feine Haarrisse in der Eischale zu entdecken. Solche Risse können Bakterien eindringen lassen und die Brut gefährden.

Nur Wachteleier mit intakter Schale eignen sich zur Brut. Beschädigte Eier solltest du aussortieren.
Schieren an Tag 5-7
Ziel: In diesem Zeitraum lassen sich befruchtete Eier gut erkennen. Denn dann ist sowohl ein Netz aus Blutadern als auch der heranwachsende Embryo gut zu sehen.

Schieren am Tag 10
Ziel: Jetzt kannst du überprüfen, ob sich die Küken weiterentwickeln oder ob vielleicht das ein oder andere Küken abgestorben ist.

Abgestorbene Eier müssen aus dem Brutkasten genommen werden, da diese oft gasen und die anderen Eier gefährden.
Unser Tipp
Bist du unsicher ob ein Ei abgestorben ist? Rieche an der Schale. Ein fauliger, schwefeligen Geruch deutet auf ein abgestorbenes Küken hin.
Schieren am Tag 14
Ziel: Beim Schieren an Tag 14 sind die Küken inzwischen so weit herangewachsen, dass sie zwei Drittel des Eiraumes einnehmen. Falls ein Wachtelei noch große helle Bereiche zeigt, hat sich das Küken nicht weiterentwickelt.
Kurz vor dem Schlupfzeitpunkt kannst du solche Eier aus dem Brüter nehmen, um so Platz für die schlüpfenden Küken zu schaffen.

Was kann man beim Schieren erkennen?
Das Hauptziel des Schierens ist die Identifikation befruchteter Eier. Doch es gibt noch weitere wichtige Hinweise zur Entwicklung im Ei.
Unbefruchtete Eier
Merkmale: Klarer Inhalt, keine Adern sichtbar.

Falls die Eier nach 5-7 Tagen immer noch klar erscheinen und keine Adern sichtbar sind, sind die Wachteleier unbefruchtet.
Unser Tipp
Der Eidotter zeigt sich als dunklerer Bereich mit weich abgegrenzten Rändern. Anfänger verwechseln ihn oft mit einem Küken. Doch ein Küken zeigt deutliche Blutadern.
Befruchtete Eier
Merkmale: Sichtbare Blutadern, später embryonale Bewegungen.

Nach 3-4 Tagen bildet sich das charakteristische Adernetz. Nach 5 bis 7 Tagen ist auch der Embryo deutlich zu erkennen. Nach 10 Tagen kannst du bereits die ersten Bewegungen der Küken im Ei erkennen.
Doch nicht immer lassen sich befruchtete Wachteleier so gut erkennen, wie auf dem obigen Bild. Auch die drei folgenden Wachteleier zeigen ein sich entwickelndes Küken im Ei.

Abgestorbene Embryonen
Merkmale: Blutringe, dunkle Flecken, keine Bewegung
Nicht jedes Küken entwickelt sich im Brutei weiter und schlüpft. Immer wieder kommt es zum Absterben einzelner Küken. Nicht immer sind ungünstige Brutbedingungen die Ursache, auch überlagerte Bruteier, schlechte Erbanlagen oder die natürliche Selektion sind mögliche Gründe.

Sobald du dir sicher bist, dass ein Küken im Brutei abgestorben ist, entferne das Ei schnellstmöglich aus dem Brüter. Solche Eier setzen schädliche Gase wie Schwefelwasserstoff, Ammoniak und Methan frei. Diese Gase können den Druck im Ei erhöhen, sodass es platzt – eine Infektionsquelle für die übrige Brut.

Unser Tipp
Bist du dir beim Schieren nicht sicher, ob ein Küken abgestorben ist? Dann kannst du an der Eischale riechen: Ein faulig-schwefeliger Geruch verrät dir, dass der Zersetzungsprozess im Ei begonnen hat.
Eier mit Rissen oder Schäden
Risiko: Hohes Infektionsrisiko durch Bakterien.
Schon kleinste Risse in der Eischale, die mit bloßem Auge oft nicht erkennbar sind, können durch das Schieren sichtbar gemacht werden.

Durch solche Risse gelangen Bakterien ins Innere und können sich dort vermehren. So gefährden sie die ganze Brut. Daher ist es besser, wenn du solche Eier nicht zur Brut verwendest.
Luftkammer-Größe und Feuchtigkeit
Während der Brut verdunstet Wasser aus dem Ei, wodurch die Luftblase stetig größer wird. Die Luftfeuchtigkeit in der Brutmaschine bestimmt, wie viel Feuchtigkeit das Ei verliert.
Gut zu wissen
Es lässt sich beim Schieren der Wachteleier im Brutverlauf an der Größe der Luftblase erkennen, ob „zu trocken oder zu feucht“ gebrütet wurde.

Während die Luftblase in den ersten Tagen der Brut sehr klein ist, wächst sie über die Zeit hinweg und nimmt zum Ende der Brut hin ungefähr ein Drittel des Eis ein.
Auswirkungen und Deutung der Luftblasegröße:
- Kleine Luftkammer (zu wenig Feuchtigkeitsverlust)
- Luftfeuchtigkeit in der Brutmaschine ist zu hoch.
- Küken könnte zu groß sein und Schwierigkeiten beim Schlupf haben.
- Gefahr von Erstickung, da zu wenig Platz für den Lufteinschluss vorhanden ist.
- Normale Luftkammer (ideal)
- Die Verdunstung des Wassers aus dem Ei verläuft optimal.
- Das Küken hat genügend Platz für die letzten Entwicklungsstadien und den Schlupf.
- Große Luftkammer (zu hoher Feuchtigkeitsverlust)
- Luftfeuchtigkeit ist Brutmaschine ist zu niedrig.
- Das Ei trocknet zu stark aus, was zu einem unterentwickelten Küken führen kann.
- Risiko, dass das Küken im Ei kleben bleibt und nicht schlüpfen kann.
Unser Tipp
Nicht immer ist es einfach, die optimale Luftfeuchtigkeit anhand der Luftblase im Ei zu bestimmen. Deshalb empfehlen wir ein geeichtes Hygrometer zu verwenden um die Luftfeuchtigkeit in der Maschine zu kontrollieren.
Schier-Ergebnisse richtig deuten und handeln
Kennst du das? Beim Schieren am 7. Bruttag wirkt das Ei klar, keine Blutadern und kein Embryo sind erkennbar. Doch um sicherzugehen, lässt du das Ei noch einige Tage in der Brutmaschine.
Dieses Verhalten ist verständlich, kann aber gefährlich sein! Unbefruchtete oder abgestorbene Bruteier können die gesamte Brut gefährden.
Gleichzeitig wollen wir kein lebendes Küken vorschnell entfernen.

Wir empfehlen daher das folgende Vorgehen:
Empfehlung 1: Unbefruchtete Eier erkennen
- Beim Schieren am Tag 5 werden scheinbar unbefruchtete Wachteleier mit einem „?“ markiert.
- Die Eier am Tag 7 nochmals schieren
- Ist auch dann keine Entwicklung sichtbar, entferne das Wachtelei aus der Brutmaschine.
Empfehlung 2: Abgestorbene Küken sicher identifizieren
- Um abgestorbene Küken beim Schieren sicher zu erkennen ist etwas Erfahrung notwendig. Anfänger sind sich oft unsicher.
- Wir empfehlen daher bei Eiern, bei denen ein Küken abgestorbene zu sein scheint den Geruchstest: Riecht man an der Eischale und ist ein faulig-schwefeliger Geruch wahrzunehmen solltest du das Ei sofort aus der Brutmaschine nehmen.
Unser Tipp
Wenn du mehrere Eier nach dem Schieren entfernst, kannst du sie zur Kontrolle vorsichtig öffnen. Falls du feststellst, dass ein Küken noch lebt, kannst du die restlichen aussortierten Eier nochmals prüfen.
Häufige Fehler und Tipps für erfolgreiches Schieren
In diesem Bereich wollen wir die 5 häufigsten Fehler, die beim Schieren gemacht werden, erklären. Dadurch kannst du diese vermeiden und gefährdest die Küken nicht.

Fehler 1: Schieren in den ersten 3 Tagen
Die Neugier ist groß und man möchte so früh wie möglich erfahren, ob die Wachteleier befruchtet sind. Daher wird oft nach 1-2 Tagen bereits ein Blick in die Eier gewagt. Allerdings reagieren die Wachteleier in den ersten 3 Tagen der Brut sehr empfindlich auf Abkühlphasen.
Besser: Warte besser bis zum Tag 4 und öffne die Brutmaschine in den ersten 3 Tagen nicht
Fehler 2: Beim Schieren die Zeit vergessen
Beim ersten Blick ins Ei verliert man oft die Zeit aus den Augen. Die Brutmaschine bleibt zu lange offen, was zu Abkühlung führt.
Hier hilft eine kleine Eieruhr, die man vor dem Schieren auf 15 Minuten einstellt. Dann sollten die Eier wieder in die Brutmaschine gelegt und der Deckel geschlossen werden, sodass die Eier nicht zu lange auskühlen.
Fehler 3: Vergessen nach dem Schieren die Brutmaschine wieder anzuschalten
Leider passiert dies sehr häufig. Man nimmt den Deckel von der Brutmaschine und zieht den Netzstecker. Nun beginnt man mit dem Schieren der Eier. Nach dem Schieren legt man die Eier in die Brutmaschine und setzt den Deckel drauf. Erst viel später stellt man fest: „…ich habe vergessen die Brutmaschine wieder einzustecken…“.
Wenn du die Brutmaschine auch während dem Schieren eingesteckt lässt, passiert dir dieser Fehler nicht.
Fehler 4: Eier fallen gelassen
Beim Hantieren mit den Bruteiern passiert es schnell, dass ein Wachtelei von der Schierlampe fällt oder abstürzt. Das Ei hat Dellen und ist damit als Brutei nicht mehr zu gebrauchen.
Tipp: Lege Handtücher unter deine Arbeitsfläche, um Stürze abzufedern.
Fehler 5: Überhaupt nicht schieren
Aus Angst vor Fehlern verzichten manche auf das Schieren. Doch dann bleiben unbefruchtete Eier und abgestorbene Embryonen unentdeckt. Die Eier würden sich zersetzen, zu gasen beginnen und nicht selten platzen sie aufgrund des so entstandenen Innendrucks.
Mit diesen Tipps und einer sorgfältigen Vorgehensweise erhöhst du deine Schlupfrate und ermöglichst den Küken die besten Startbedingungen! Viel Erfolg bei der Brut!